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Untertage

Kettenbahn

Die Bergwerksanlagen

 

Die Grube Malapertus verfügte dereinst über sehr weitläufige Untertageanlagen, von denen im Laufe der Jahrzehnte im Osten des Grubenfeldes ein großer Teil dem fortschreitenden übertägigen Kalkabbau zum Opfer gefallen ist. Vom Maschinenschacht aus können heute folgende drei Hauptsohlen und eine Zwischensohle befahren werden („Rasenhängebank“ = Tagesgelände = 211,60 müNN):

 

17m-Sohle (1. Sohle): Abraumsohle = 194 müNN

37m-Sohle (2. Sohle): Bruchsohle = 174,22 müNN

43m-Sohle (3. Sohle): Zwischensohle = 168,60 müNN

57m-Sohle (4. Sohle): 1. Tiefbausohle = 153,99 müNN.

 

Die 2. und die 3. Tiefbausohle waren nicht durch den Maschinenschacht erschlossen; sie stehen heute als Teil des Niedergirmeser Kalkbruches unter Grundwasser.

 

Die „Abraumsohle“ diente früher dazu, Lehm und unhaltiges Gestein (Abraum) aus den oberen Niedergirmeser Bruchbereichen an den Schacht zu bringen. Von dort wurden die Loren auf die Tiefbausohle gefahren und dann durch einen Grubenzug mit Diesellok über den Lahnstollen („Wasserlösungsstollen“) ins Freie gebracht. Damit wurde früher u. a. das gesamte Gelände der Sportplätze an der Werner-von-Siemens-Schule in Niedergirmes aufgefüllt. Die Abraumsohle ist nur über den Maschinenschacht erreichbar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf der „Bruchsohle“ wurde 1923 der Untertage-Brecher eingebaut wurde. Dieser ist heute dort ebenso erhalten geblieben wie die alten Antriebsmaschinen der einstigen Kettenbahn.

 

 

Der Name Bruchsohle hat jedoch nichts mit dem Brecher
zu tun, er kommt daher das der Bruch bereits auf diesem Niveau betrieben wurde.

Ein Steinbruch hat grundsätzlich zunächst eine "Abraumsohle" und die 1. Gewinnsohle wird "Bruchsohle" genannt.

 

Auf der „Zwischensohle“ (auch: „Sprengstoffsohle“) befand sich einst das Sprengstofflager. Über diese Sohle, die ebenfalls einen Anschluß an den Maschinenschacht besitzt, wurden die (Ersatz-) Teile für die Brech- und Siebanlage transportiert. Aus diesem Grund finden sich hier ebenfalls Gleisanlagen.

 

Auf dem Niveau der Tiefbausohle befinden sich die vier Hauptstollen, welche das Bergwerk von den Steinbruchsohlen her erschließen:

Der "Lahnstollen" von 1914 (vom Schachtbereich bis zur Straßenböschung bei der Werner-von-Siemens-Schule in Niedergirmes).

Der "Wasserlösungsstollen" von 1959 (vom Hermannsteiner Kalkbruch zum Lahnstollen am Schacht).

Beide dienen heute gemeinsam als „Wasserlösungsstollen“ für die Kalkbrüche.
 

Die „Hermannsteiner Streckevon 1922 (vom Schacht zum Hermannsteiner Kalkbruch, in 174,22 müNN, und damit ca. 21 Meter höher gelegen als der „Dillstollen“). „Wasserlösungsstollen“ und „Hermannsteiner Strecke“ verlaufen höhenversetzt parallel zueinander.

Der „Dillstollenvon 1918-1923 (vom Schacht bis an die Hermannsteiner Straße bei der einstigen Straßenüberführung, 162,20 müNN).

 

Des Weiteren gibt es noch ein kurzes Stollen-Reststück auf der 1. Tiefbausohle vom Schacht in den Niedergirmeser Kalkbruch auf gleicher Ebene.

 

Bis 1923 wurde der Kalk aus dem Niedergirmeser Bruch übertage mit der "Morgenstern-Seilbahn" zum Zementwerk und Hochofen transportiert.

Ab 1923 dann durch den neu geschaffenen „Dillstollen“ mit einer Seilbahn über das Mundloch an der Hermannsteiner Straße. Zur Überquerung der heutigen Landesstraße existierte dort zunächst eine Holzbrücke, diese wurde später durch eine Stahlbrücke ersetzt. Auf der dem Mundloch gegenüberliegenden Straßenseite befand sich, auf dem Buderus Werksgelände eine "Winkelstation" von dort wurden die speziell konstruierten Loren mit einer Seilbahn bis in das Zementwerk verbracht.

 

Bis 1923 wurde untertage ein Brecher mit Siebanlage eingebaut.

Der Kalk wurde fortan aus dem Niedergirmeser Bruch mit Förderloren an einer Kettenbahn untertage zum Kegelbrecher transportiert, welcher sich noch heute unter der „Bruchsohle“ befindet.
 

Der gebrochene Kalk fiel dann in darunter liegende Siebanlagen sowie 3 Bunker und konnte aus diesen im ca. 21 Meter unter der „Bruchsohle“ liegenden „Dillstollen“ in Seilbahnkübeln zum Werksgelände gezogen werden.

 
Ab 1929
 wurde zusätzlich auch der Kalkstein aus dem „Hermannsteiner Kalkbruch" (Tagebau), ebenfalls mit einer Kettenbahn, zum Brecher auf der „Bruchsohle“ transportiert.

 
1956
wurde im "Hermannsteiner Kalkbruch" ein Großbrecher installiert. Fortan lief der Kalkstein über ein Förderband zu einer zweiten Bandanlage im „Dillstollen“. Wegen der unterschiedlichen Höhenlagen war dazu 1955/56 eine geneigte Strecke (Verbindungsportal) angelegt worden.

 

Mit Stillegung der Sophienhütte in 1981 wurde die untertägige Brecheranlage in der Grube Malapertus, nach 58 Jahren, stillgelegt.

 

Sowohl die Gesamtanlage des Bergwerkes als auch der Niedergirmeser Kalkbruch liegen in einem zerklüfteten Massekalkvorkommen. Auffällig sind dabei zahlreiche, zumeist mit Lehm, Ton oder Geröllen gefüllte Karsthohlräume („Schlotten“), von denen einige höhlenartig im untertägigen Abbau frei gelegt, und andere im Bruch durch Oberflächenwasser frei gespült wurden.

Die meisten Schlotten befinden sich im südlichen Kalkbruchbereich. Die untertägigen, bis zu 8 Meter hohen Hohlräume sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Die Treppe

Die Untertageanlagen der Grube Malapertus wurden früher von außen, über die jeweiligen Sohlen und durch einen Schrägstollen betreten der am oberen Zechengelände ansetzte. Im Maschinenschacht war Seilfahrt (Personenbeförderung) seit jeher untersagt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




1943 wurde in den Schrägstollen aus Gründen des Luftschutzes vor den
Bombenangriffen der Alliierten eine Betontreppe mit 310 Stufen bis auf
die „Tiefbausohle“ eingebaut.
Die Treppe hat Zugänge zur „Bruchsohle“ und der „Tiefbausohle“.

 

 

Auf diesem Wege sollen später interessierte Besuchergruppen in das Bergwerk geführt werden.

 

Copyright © 2023 Karsten Porezag / Franz Gareis (Obersteiger i.R.) - Förderverein Grube Malapertus e. V., Wetzlar. Alle Rechte vorbehalten.

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Abbau Hermannstein 1956.jpg
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