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Geschichte

Das Grubenfeld Malapertus in Niedergirmes wurde am 10. Februar 1852 vom Königlichen Handelsministerium in Berlin auf Manganerze an Philipp Heyl aus Weyer bei Villmar verliehen. Er war dort Bürgermeister und Bergwerksunternehmer. 

 

 

Die Erzförderung wurde auf Grube Malapertus erst 1860 aufgenommen und war dann auch nie sehr erfolgreich. [3] Lediglich 1875 förderte die Grube etwa 300 t Manganerz im Tagebau und mit Kleinschächten. [4]

1872 erwarben die "Buderus’schen Eisenwerke" das Bergwerk [5] und führten in der Folge einige erfolglose Untersuchungsbohrungen durch.

Am 31.12.1913 wurde das bis dahin nie dauerhaft in Förderung geratene Erzbergwerk erstmals aufgegeben. [6]

 

Bereits 1912 hatten die "Buderus’schen Eisenwerke" ein großes Kalkgelände bei Niedergirmes erworben. [7] Dort, in direkter Nachbarschaft des Bergwerkes, wurde ein Kalkbruch begonnen, der die Sophienhütte und deren Zementwerk in Wetzlar mit Kalkstein versorgen sollte.

1913 wurde ein Schacht abgeteuft.

1914 trieb man einen Untersuchungsstollen auf Brauneisenerz aus dem Lahntal vor, der gleichzeitig als Wasserlösungsstollen diente.

1919 einen Transportstollen in Richtung Sophienhütte („Dillstollen“) und

1922 einen weiteren zum Kalkbruch in Hermannstein („Hermannsteiner Strecke“). [8]

1923 wurde der Kalkbruch jedoch wegen Absatzmangels stillgelegt, 178 Mann Belegschaft wurden entlassen. [9]

1925 wurde der alte Maschinenschacht zugeworfen. [10]

1927 sollte dann erneut Manganerz abgebaut werden, wozu man bis 1928 den heutigen Maschinenschacht abteufte. [11] Es wurde ein neues Maschinenhaus errichtet. [12]

1931 wurde der Erzabbau auf Grube Malapertus jedoch endgültig eingestellt und die Grubenbaue vom Kalkbruch Niedergirmes genutzt. Fortan wurde hier nur noch Kalkstein abgebaut.

1934 wurden die beiden Kalksteinbrüche Niedergirmes und Hermannstein mit den Untertageanlagen der alten Grube Malapertus bergaufsichtlich unter der Bezeichnung „Grube Malapertus“ zusammengelegt.

 

Da im Maschinenschacht die Personenbeförderung von Anfang an nicht zulässig war, konnten die Bergleute den Untertagebereich über die Stolleneingänge betreten; Hauptzugang war aber ein Schrägstollen vom Zechengelände aus, in den 1943 aus Gründen des Luftschutzes eine neue Treppe bis auf die Tiefbausohle angelegt wurde. Diese Treppe dient heute für Personen als Hauptzugang zum Bergwerk.

 

Ab 1956 war der Kalksteinbruch Hermannstein der Hauptförderbetrieb für das Zementwerk.

Bis 1957 erfolgte der Abbau noch bergmännisch im Tiefbau, von da an im großflächigen Tagebau.

Bis zur Stilllegung des Hochofens im Jahre 1981 wurde im Bruch Niedergirmes noch untertage Kalkstein als Zusatzmittel zur Eisenverhüttung gebrochen. In die vorhandenen Stollen der Grube Malapertus wurde eine Bandstraße verlegt, über die der Kalkstein aus beiden Brüchen ins Zementwerk transportiert wurde.

Durch den „Wasserlösungsstollen“ wird weiterhin das Grundwasser aus den beiden Brüchen abgeleitet.

 

1986 belief sich die jährliche Fördermenge der beiden Buderus’schen Kalkbrüche auf ca. 600.000 t. Die noch vorhandenen Vorräte wurden auf rund 15 Millionen Tonnen geschätzt.

 

Der ältere „Kalkbruch Niedergirmes“ befindet sich allein auf Niedergirmeser Gemarkung; der große „Kalkbruch Hermannstein“ liegt zu etwa 42 % auf Niedergirmeser Gebiet, zu etwa 43 % auf Hermannsteiner Gemarkung, und zu etwa 15 % in Naunheim.

 

Anfang 2003 erwarb der Konzern „HeidelbergCement AG“ das „Zementwerk Buderus“ und legte dies zum 31.12.2010 still, womit die Schließung der beiden zugehörigen Kalksteinbrüche einherging.

Seitdem wird das Bergwerk vom 2011 gegründeten „Förderverein Grube Malapertus e. V., Wetzlar“ kommissarisch betreut und in Stand gehalten.

 

Derzeit wird der Kalksteinbruch Hermannstein als Bauschutt-Deponie betrieben. Im alten Kalksteinbruch Niedergirmes soll zugleich die steile Nordwestwand angeböscht werden, um die erkennbare Gebirgsbewegung am Bergwerk Malapertus zu stoppen.

Seit 2014 werden die 2. und 3. Tiefbausohle dieses Bruches, welche bisher mit Oberflächenwasser gefüllt waren, wieder gesümpft.

Sie sollen verfüllt und zu einem Feuchtbiotop umgewandelt werden.

Quellennachweis

[1] Berggrundbuch des Amtsgerichts Wetzlar, Band V, Blatt 5, des „Braunstein-und Brauneisenstein-Bergwerks Malapertus in Niedergirmes bei Wetzlar“ vom 12. September 1888. In diesem Jahr wurde das Berggrundbuch erstmals angelegt, wobei der erste Bergwerkseigentümer von 1852 jedoch nicht genannt ist.

[2] Nach Angabe von Dr. Irene Jung, Stadtarchiv Wetzlar am 28.04.2014.

[3] Archiv Porezag: Jahres- und Zeitungsberichte des Bergreviers Wetzlar für 1860 bis 1873. Ferner Gareis, Franz: „Geschichtliche Entwicklung der Grube Malapertus“, Biebertal 1972, o. S.

[4] „Vom Ursprung und Werden der Buderus’schen Eisenwerke Wetzlar“, München 1938, Band I, S. 311.

[5] Siehe Anm. 1.

[6] Jahres- und Zeitungsberichte des Bergreviers Wetzlar für 1913, Band V, S. 72.

[7] Anm. 3, Band II, S. 72.

[8] Gareis, Franz: „Geschichtliche Entwicklung der Grube Malapertus“, Biebertal o. J.

[9] Slotta, Rainer: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Bochum 1986, Band 5: Der Eisenerzbergbau, Teil I, S. 957ff.

[10] Archiv Porezag: Betriebsberichte der Grube Malapertus (W. Bamberger), 3. Band, Bericht vom 21.2.-27.2.25.

[11] / [12] Ebd., Band IV, Berichte vom 9.7.27 -17.2.28. Danach wurde zuerst von der Tiefbausohle ein 32 m hohes Überhauen mit einer Übertagebohrung von 37 m zum Durchschlag gebracht und anschließend von oben nach unten nachgerissen. Im Februar 1928 wurde der Schacht in Betrieb genommen.

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